Die häufigste Ursache von Achillessehnenschmerzen bei Läufern ist die Achillodynie, welche oft mit der Achillessehnenentzündung verwechselt wird. Zur Behandlung von Achillodynie hat sich regelmäßiges Dehnen (exzentrisches Wadenmuskeltraining), als die beste Übung zur Behandlung von Achillodynie herausgestellt.Ursachen und Behandlung von Achillodynie bei Läufern.
Als die Schmerzen in meiner Achillessehne begannen
Als ich richtig mit dem Laufen angefangen habe, war ich so motiviert, dass ich am liebsten so viel wie möglich laufen wollte. Mein Ziel war es möglichst schnell schneller zu werden und dadurch habe ich mein Trainingspensum deutlich erhöht. Mit der Zeit habe ich allerdings Schmerzen in der Ferse bekommen. Am Anfang habe ich die Schmerzen gar nicht richtig wahrgenommen, später waren sie dann aber so stark, dass ich kaum laufen konnte. Die Schmerzen traten vorwiegend morgens direkt nach dem Aufstehen auf (Morgensteifigkeit) oder wenn ich mich nach einer längeren Ruhephase (Sitzen im Büro) wieder bewegt habe (Anlaufschmerz). Nach einiger Zeit, wenn ich mich etwas bewegt habe, verschwanden die Schmerzen wieder. Zu diesem Zeitpunkt habe ich die Schmerzen noch nicht ernst genommen.
Später traten die Schmerzen auch während des Laufens auf, besonders wenn ich Berge hochgelaufen bin. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mir schon Gedanken über die Schmerzen gemacht, sie aber immer noch nicht richtig ernst genommen. Irgendwann waren die Schmerzen allerdings so schlimm, dass ich kaum noch stehen konnte. Manchmal hat sogar mein Fuß angefangen zu zittern. Zu diesem Zeitpunkt erst habe ich mir einen Termin beim Arzt geholt und eine Laufpause eingelegt.
Meine Arztbesuche und die Frage, welche Achillessehnenprobleme infrage kommen?
Wenn man eine Laufpause einlegen muss, dann fängt man an, nach den Ursachen und einer Lösung für sein Problem zu suchen. So habe ich es auch gemacht und habe erst einmal aufgelistet, welche Krankheitsbilder mit Schmerzen in der Achillessehne in Verbindung stehen. Infrage kommen z. B. eine Achillodynie oder auch Achillessehnentendopathie genannt, eine Achillessehnenentzündung oder ein Fersensporn. Natürlich gibt es auch andere Ursachen für Schmerzen in der Achillessehne (z. B. eine Schleimbeutelentzündung), diese hielt ich allerdings in meinem Fall für unwahrscheinlich. Weitere Informationen zu diesen Krankheitsbildern habe ich in den Weblinks zusammengetragen.
Als ich dann schließlich meinen Arzttermin hatte, hat der Arzt sich meine Ferse angesehen und abgetastet. Er sagte, dass ich vier Wochen Pause machen sollte und dann wieder langsam mit dem Laufen anfangen konnte. Gesagt, getan! Ich bin dann tatsächlich vier Wochen nicht gelaufen und bin anschließend langsam wieder ins Lauftraining eingestiegen. Allerdings kamen dann auch die Schmerzen in der Ferse wieder. Das Problem war durch die Pause also nicht gelöst worden. 😕
Ich bin dann wieder zu einem Arzt gegangen, diesmal allerdings zu einem Facharzt für Orthopädie. Dieser hat sich zuerst angehört, wie diese Schmerzen zustande gekommen sind (Anamnese). Anschließend hat er ein Ultraschall von meinen Achillessehnen gemacht, um zu sehen, ob man dort etwas erkennt. Einige Krankheitsbilder der Achillessehne kann man bereits auf dem Ultraschallbild erkennen. Anschließend hat der Arzt mir erklärt, dass ich eine Achillodynie habe und mir die Dehnübungen (§ exzentrisches Wadenmuskeltraining) gezeigt. Diese Dehnübungen habe ich in den ersten Wochen viermal täglich absolviert. Im Anschluss sind die Schmerzen in der Ferse tatsächlich langsam weggegangen und ich konnte wieder ganz normal laufen.
Heute sind diese Dehnübungen fester Bestandteil meines Trainings, auch wenn ich sie nicht mehr täglich ausführe. Ich führe sie nur noch dann aus, wenn ich merke, dass die Schmerzen wiederkommen.
Was ist der Unterschied zwischen einer Achillodynie und einer Achillessehnenentzündung?
Lange Zeit haben Mediziner keinen Unterschied zwischen einer Achillodynie und einer Achillessehnenentzündung gemacht. Dies hat sich in einigen frühen Studien bemerkbar gemacht, die nicht zwischen diesen beiden Krankheitsbildern unterschieden haben. Das liegt daran, dass diese beiden Krankheitsbilder, allein durch die Symptome kaum zu unterscheiden sind. Beide äußern sich durch einen brennenden Schmerz an der betreffenden Stelle. Außerdem sind nach einiger Zeit der Ruhe die Schmerzen besonders deutlich (Anlaufschmerz, Morgensteifigkeit) und können bei weiterer Bewegung nachlassen.
Der Unterschied zwischen einer Achillodynie und einer Achillessehnenentzündung
In den meisten Fällen ist die Ursache für diese Schmerzen eine Achillodynie statt einer Achillessehnenentzündung. Eine Achillodynie ist der Verschleiß des Bindegewebes (speziell des Kollagens) in der Achillessehne durch Überbelastung. Wenn die Achillessehne überlastet wird, ohne dass dieser Zeit zum Regenerieren gegeben wird, entwickelt sich eine Achillodynie.
Eine Achillessehnenentzündung ist eine Entzündung der Achillessehne, welche aus kleinen Rissen der Sehnen-Muskel-Einheit hervorgeht, wenn die Sehnen-Muskel-Einheit mit einer zu starken oder zu plötzlichen Zugkraft überlastet wird.
In der medizinischen und englischen Literatur finden sich in diesem Zusammenhang oft die Begriffe Tendinitis und Tendinosis. Tendinitis ist eine entzündliche Erkrankung der Sehne. Bei einer Achillessehnenentzündung findet man daher oft den Begriff Achilles tendinitis. Eine Tendinosis ist eine nicht entzündliche Erkrankung (zum Beispiel durch Verschleiß) einer Sehne (siehe auch Tendopathie). Bei einer Achillodynie findet man daher oft den Begriff Achilles tendinosis.
Auch im medizinischen Alltag wird nicht klar zwischen Achillessehnenentzündung und Achillodynie unterschieden
Beim Arzt ist eine Entzündung der Sehne (Tendinitis) eine häufige Diagnose, obwohl die Forschung zunehmend belegt, dass das, was für eine Entzündung der Sehne gehalten wird, in Wirklichkeit eine nicht entzündliche Erkrankung (Tendinosis) ist. Die Forschung schließt dabei nicht nur Erkrankungen der Achillessehne ein, sondern auch Erkrankungen anderer Sehnen, wie zum Beispiel den Tennisellenbogen, den Golferellenbogen oder das Läuferknie.
Unterschiede in der Behandlung und Dauer von Achillodynie und Achillessehnenentzündung
Einer der Gründe, warum man Achillodynie und Achillessehnenentzündung unterscheiden muss, liegt in der Behandlung und in der Dauer des Heilungsprozesses. Eine Achillessehnenentzündung behandelt man unter anderem, indem man versucht, die Entzündung zu reduzieren (Entzündungshemmung), zum Beispiel mit Ibuprofen. Ibuprofen kann bei einer Achillodynie den Heilungsprozess allerdings verlangsamen, da es Hinweise darauf gibt, dass dies die Produktion von Kollagen hemmt, Sehnen aber hauptsächlich aus Kollagenfasern bestehen.
Die Heilungsdauer einer Achillessehnenentzündung kann von einigen Tagen bis zu sechs Wochen dauern, je nachdem wann mit der Behandlung begonnen wird. Wenn eine Achillodynie rechtzeitig erkannt wird, dauert der Heilungsprozess 6-10 Wochen, wohingegen die Heilungsdauer 3-6 Monate betragen kann, wenn die Achillodynie chronisch geworden ist.
Häufigkeit von Achillodynie
In medizinischen Einrichtungen werden regelmäßig Statistiken zu Krankheiten und Verletzungen erhoben, um unter anderem herauszufinden, welche Personengruppen besonders häufig von bestimmten Verletzungen betroffen sind. So hat man herausgefunden, dass Verletzungen, die auf Überlastung zurückzuführen sind, worunter auch die Achillodynie fällt, unter Läufern häufig auftreten. Außerdem hat man herausgefunden, dass die Achillodynie vermehrt bei Männern auftritt. Bei Sportlern im mittleren Alter tritt die Achillodynie häufiger auf, als bei Sportlern aus anderen Altersgruppen.
Behandlung der Achillodynie mit exzentrischem Wadenmuskeltraining nach Alfredson
Bis 1998 war keine geeignete Methode bekannt, mit der man eine Achillodynie behandeln konnte, ohne dass der betroffene Patient operiert werden musste. Einer der Ersten, die versucht haben, diese Erkrankungen mit Dehnen und Kräftigung der Wadenmuskulatur zu behandeln, war der Mediziner Stanish und seine Kollegen. Sie berichteten in einer Studie aus dem Jahr 1986 über gute Resultate bei der Behandlung einer Achillessehnenentzündung mit exzentrischem Wadenmuskeltraining.
Aufbauend auf dieser Studie hat der Mediziner Håkan Alfredson im Jahr 1998 eine Studie veröffentlicht, in der er die Wirkung des exzentrischen Wadenmuskeltrainings auf den Heilungsverlauf einer chronischen Achillodynie untersucht hat. Er nahm 15 Freizeitsportler, zwölf Männer und drei Frauen alle um die 44 Jahre alt. Diese Sportler litten bereits, trotz medizinischer Behandlung, über einen längeren Zeitraum an den Symptomen einer Achillodynie. Zu Beginn der Studie waren die Schmerzen in der Ferse bei allen Sportlern so groß, dass diese nicht laufen konnten.
Die Sportler wurden angewiesen, über zwölf Wochen zweimal täglich ein exzentrisches Wadenmuskeltraining durchzuführen. Moderates Laufen war in dieser Zeit erlaubt, auch wenn es sich etwas unangenehm anfühlte. Das Lauftraining sollte allerdings dann beendet werden, sofern die Ferse anfing zu schmerzen. Nach diesen zwölf Wochen konnten die Sportler wieder ganz normal trainieren, so wie sie es in der Zeit vor der Verletzung getan haben.
Parallel zu den Sportlern, die das exzentrische Wadenmuskeltraining absolviert haben, hatten die Mediziner zusätzlich 15 weitere Freizeitsportler, mit derselben Diagnose, so behandelt, wie sie auch beim Arzt behandelt worden wären. Diese Behandlungen sahen einen Wechsel der Laufschuhe, tragen von speziellen Einlegesohlen oder entzündungshemmender Medikamente vor. Bei keiner dieser Freizeitsportler haben sich die Symptome verbessert, sodass die Mediziner zu dem Schluss kamen, dass das exzentrische Wadenmuskeltraining die Schmerzen in der Achillessehne lindern konnte.
Übungsausführung des exzentrischen Wadenmuskeltrainings nach Alfredson
Wie genau das exzentrische Wadenmuskeltraining auszuführen ist, hat Alfredson in seiner Arbeit beschrieben. Der Patient stellt sich dabei an einer Stufe, sodass sich die Ferse über dem Rand der Stufe befindet. Die Ferse wird nun langsam abgesenkt, bis der Schmerz eine weitere Dehnung nicht mehr zulässt. Anschließend wird die Ferse mit dem gesunden Bein oder anderen Hilfsmitteln wieder angehoben. Bei der Ausführung gibt es zwei Möglichkeiten, entweder das Knie ist durchgestreckt oder das Knie ist gebeugt. Bei der Variante mit dem gebeugten Knie soll der Schollenmuskel verstärkt aktiviert werden. Ich persönlich bevorzuge die Dehnung mit gestrecktem Knie und barfuß.
Diese Übung wird für jeden Fuß 15-mal zu je drei Sätzen wiederholt. In den ersten Wochen der Übungsausführung kann die Wadenmuskulatur ermüden. Dies ist bei dieser Übung aber normal.
Wenn der Patient leichten Schmerz während der Übung spürt, wird diese Übung weiterhin ausgeführt. Wird der Schmerz stärker, dann wird die Übung beendet. Wenn die Übung über alle Sätze hinweg ohne Schmerzen ausgeführt werden kann, dann kann der Patient das Gewicht, welches bei der Dehnung auf die Wade wirkt, verstärken, indem er z. B. einen Rucksack mit Gewichten aufsetzt. Ziel ist es dabei, die Dehnung der Achillessehne zu verstärken.
Weitere Studien bestätigen die Wirkung des exzentrischen Wadenmuskeltrainings
Die Methode, die Alfredson in seiner Studie publik gemacht hat, wurde später von weiteren Medizinern wiederholt, um zu schauen, ob sich die Ergebnisse nachmachen lassen. Auch in diesen Studien gingen die Schmerzen in der Ferse mit der Zeit zurück, nachdem sie mit dem exzentrischen Wadenmuskeltraining begonnen hatten. In diesen Studien konnten die Mediziner auch feststellen, dass diese Übungen bei Sportlern besser wirkten als bei Nichtsportlern.
Bisher weiß man allerdings nicht genau, warum das exzentrische Wadenmuskeltraining die Schmerzen reduziert. Hierzu existieren bisher nur Vermutungen. Im Laufe der Zeit hat sich die Behandlung von Achillodynie weiter verbessert. Neben dem exzentrischen Wadenmuskeltraining hat sich auch eine Behandlung mit Laser oder Schallwellen (Extrakorporale Stoßwellentherapie) als wirksames Mittel zur Behandlung von Achillodynie bewährt.
Weblinks
- Sehnenreizung – Beitrag auf www.gesundheitsinformation.de zur Sehnenreizung, unter der auch die Achillodynie fällt.
- Wie werden Sehnenreizungen behandelt? – Beitrag auf www.gesundheitsinformation.de zur Behandlung von Sehnenreizungen, bei der auch das exzentrische Wadenmuskeltraining nach Alfredson erläutert wird.
- Schmerzen unter dem Fuß (Plantarfasziitis) – Beitrag zum Fersensporn (Plantarfasziitis)