679 Läufer haben im Februar an den Bertlicher Straßenläufen teilgenommen. Es werden acht verschiedene Distanzen auf flacher und asphaltierter Strecke angeboten. Sven wird bei Kilometer 29 disqualifiziert.116. Bertlicher Straßenläufe – Bestzeit und Disqualifikation
Jeder Altersklassensieger bekommt einen Pokal überreicht
Die Bertlicher Straßenläufe sind unter uns Läufern bekannt und beliebt. Sie finden dreimal im Jahr, jeweils im Februar, im September und im Dezember statt. Die Wettkämpfe im Februar und Dezember finden außerhalb der regulären Laufsaison statt und werden deshalb auch gerne dafür genutzt, um den aktuellen Leistungsstand zu bestimmen. Meist bereiten wir uns auf einige Läufe im Frühjahr vor, wollen aber bereits im Februar oder Dezember wissen, was wir läuferisch aktuell leisten können. Es kommt außerdem der Realität näher, ein Trainingslauf unter Wettkampfbedingungen zu absolvieren, denn dies ist psychisch eine ganz andere Herausforderung, als wenn man seine übliche Trainingsrunde läuft.
Eine Besonderheit bei den Bertlicher Straßenläufen sind die Siegerehrungen, denn für jeden Lauf bekommt der Sieger der Altersklasse einen Pokal überreicht. Dies ist gerade für die Läufer etwas Besonderes, die zu den Besten in Ihrer Altersklasse gehören. Diese schaffen es größtenteils nicht bei den meisten Läufen auf einen der vorderen Plätze zu kommen, da Läufer aus anderen Altersklassen zu stark sind.
Flache und asphaltierte Strecke über acht Distanzen
Die Starts der Wettkämpfe befinden sich alle an verschiedenen Stellen in der Umgebung des Sportplatzes Bertlich. Die unterschiedlichen Positionen der Starts ergeben sich aus den unterschiedlichen Streckenlängen der verschiedenen Wettkämpfe. Diese sind so platziert, dass die Läufer beim Zieleinlauf exakt die angegebene und vermessene Strecke gelaufen sind. Die Strecke ist über den gesamten Verlauf flach und asphaltiert, lediglich beim Zieleinlauf auf dem Sportplatz Bertlich ist ein kurzer Abschnitt, den man über Sand läuft.
Zuerst geht es die Hasselbruchstraße hinab, wo die Teilnehmer das Naturschutzgebiet Bertlich passieren und am Ende der Straße rechts in die Bertlicher Straße einbiegen. Im weiteren Verlauf biegen die Läufer nach rechts auf ein Feld ein, wo man links einen Blick auf Polsum, einen Stadtteil von Marl werfen kann. In der Mitte des Feldes befindet sich das Kreuz des Nagelfritz, welches seit 1963 dort steht und vorher auf dem Kirchplatz in Polsum stand.
Nachdem die Läufer das Feld überquert haben, erreichen Sie die Dorstener Straße, wo die Teilnehmer des 5-km-Laufes rechts abbiegen. Die Teilnehmer der anderen Distanzen laufen geradeaus weiter auf dem Kötterweg. Sie überqueren die Westerholter Straße und laufen ein kurzes Stück auf der Straße Im Ophoff und biegen dann in die Stübbenfeldstraße ein. Am Ende der Stübbenfeldstraße biegen die Teilnehmer des 7,5-km-Laufes nach rechts in die Recklinghäuser Straße ein und machen sich auf den Rückweg. Die übrigen Teilnehmer biegen in die Straße Zum Telgenbusch ein und laufen bis zur Hertener Straße.
Die Läufer des Halbmarathons und des 30-km-Laufes biegen dort nach rechts ein und machen sich auf den Rückweg, während die Teilnehmer des 15-km-Laufes und des Marathons geradeaus auf dem Linder Weg weiterlaufen, um später über die Riedstraße zurückzulaufen. An der Kreuzung Feldstraße/Transvaaler Straße treffen sich die Läufer wieder. Die Teilnehmer des Halbmarathons und des 30-km-Laufes müssen dabei zweimal eine Schleife über die Feldstraße und die Recklinghauser Straße laufen, während die Teilnehmer der anderen Läufe direkt über die Transvaaler Straße laufen.
Über die Recklinghauser Straße geht es dann wieder zurück. Hier passieren die Läufer das Naturschutzgebiet Telgenbusch bis sie die Marler Straße erreichen und überqueren. Von dort aus geht es dann weiter über den Bauernweg, wo ein Bauernhof passiert wird. Im weiteren Verlauf erreichen die Teilnehmer die Dorstener Straße. Von der Dorstener Straße aus biegen die Läufer über einen kleinen Weg in die Kettelerstraße ein, wo sie direkt auf den Sportplatz Bertlich zulaufen. Dort laufen die Teilnehmer eine weitere Runde oder direkt auf den Sportplatz Bertlich ein, wo sich das Ziel befindet.
Geheimer Hohlraum im Kreuz vom Nagelfritz
Ziemlich zu Beginn des Rennens, etwa bei Kilometer zwei, befinden sich die Läufer in der Mitte eines Weges auf einem Feld. An der Kreuzung zum Hellweg steht eine Bank und daneben steht ein Kreuz. Dieses Kreuz stand ursprünglich auf dem Kirchplatz der Bartholomäus-Kirche in Marl-Polsum und wurde 1963 an den jetzigen Standort versetzt. Beim Umsetzen entdeckte man durch Zufall einen Hohlraum im Inneren des Sockels. In diesem Hohlraum befand sich eine alte Flasche, in der sich ein Zettel befand.
Als man den Zettel aus der Flasche entnahm und ausrollte, war der Text auf dem Papier bereits sehr stark verblasst, sodass man ihn kaum lesen konnte. Mit etwas Mühe gelang es aber trotzdem den Text zu entziffern. Er enthielt Informationen darüber, wer und wann dieses Kreuz erschaffen hat. Im Wortlaut steht auf diesem Zettel Folgendes:
„ Polsum, den 13. März 1888. Dieses Kreuz ist von einem Junggesellen, gebürtig aus Berlin, bei der Mission 1855 nach Polsum gekommen, geschenkt worden.
H. Schulte Terboven Vorsteher
Th. Hantrop Maurer
H. Rademacher Maurer
Fr. Bruns Zimmer
W. Heuver Zimmer
Fr. Huthmacher Postagent
Pastor Deckenbrock
Küster C. Heitfeld
Aug. Bertlich gen. Eveking
Vorsitzender der Gesellschaft Eintracht
Stanis Wegener
W. Sender
Am 9. März 1888 ist unser Kaiser Wilhelm der Erste gestorben. Dieses Kreuz wurde von den Gebrüdern Krüskemper in Dorsten angefertigt. “
Sven läuft Bestzeit auf 30 km und wird disqualifiziert
Sven möchte in diesem Jahr wieder einen Marathon laufen. Für das Training begleite ich ihn regelmäßig auf dem Fahrrad. Ein Marathon hat allerdings so seine Tücken, auch wenn der Körper bereits so gut trainiert ist, sodass man eine starke Zeit laufen könnte, klappt es meist trotzdem nicht. Dies ist aber größtenteils eine Kopfsache. Wir sind überzeugt, dass man den psychologischen Aspekt eines Marathons separat trainieren sollte. So ging es an diesem Wochenende zu den Bertlicher Straßenläufen, um einen Longrun unter Wettkampfbedingungen zu laufen. Sven hat sich für den 30-km-Lauf entschieden.
Zu Beginn ist Sven ein hohes Tempo angegangen, welches er auch eine lange Zeit halten konnte. Erst nach etwa 20 Kilometern setzte ihn die Distanz langsam zu und Sven musste eine kurze Pause einlegen. Am Ende konnte er wieder sein Tempo leicht erhöhen und dies bis zum Ende durchhalten. Bei Kilometer 29 rief uns allerdings ein Streckenposten zu, dass Sven disqualifiziert sei. Wir haben es zu diesem Zeitpunkt gar nicht so richtig realisiert und Sven ist trotzdem ins Ziel gelaufen. Im Ziel zeigte die Uhr eine Zielzeit von 2:05:31 Stunden an und damit Bestzeit. Später kam dann allerdings die Bestätigung, dass Sven disqualifiziert ist. Im Nachhinein war das aber gar nicht so schlimm, denn es zählte, der Trainingseffekt und dass man so eine Zeit unter Wettkampfbedingungen gelaufen sei.
Kleine Regelkunde für Straßenläufe
Bei einer Veranstaltung mit amtlich vermessener Strecke, erwarten die Läufer immer, dass alles regelkonform abläuft, obwohl niemand darüber wirklich spricht. Das Regelwerk des Deutschen Leichtathletik-Verband mit dem Titel Internationale Wettkampfregeln in der Version vom 1. November 2021 umfasst 253 Seiten. Ein so umfangreiches Regelwerk umzusetzen, erfordert eine Menge Know-How und Erfahrung. Die Veranstalter der Bertlicher Straßenläufe haben gezeigt, dass sie dieses Know-How besitzen und regelkonform handeln. Nach dem Regelwerk des DLV hatten die Veranstalter gar keine andere Wahl, als Sven zu disqualifizieren. In der Ergebnisliste ist dazu der folgende Vermerk zu finden:
„ DQ TR6.3.1 Wiederholte Begleitung durch Radfahrer “
Ich hatte Sven ja schon die letzten Wochen bei seinen Longruns auf dem Fahrrad begleitet. Sven hatte mich gebeten, dass ich ihn auch bei den Bertlichen Straßenläufen auf dem Fahrrad begleite und so habe ich auch gemacht. Wir beide hatten gar nicht darüber nachgedacht, dass dies nicht regelkonform ist. Zwar bin ich die meiste Zeit hinter ihm gefahren und konnte ihn kein Windschatten bieten, aber darauf kommt es nicht an. Selbst wenn bereits der Verdacht besteht, dass ich ihn einen Vorteil verschaffen könnte, so muss er aufgrund der Fairness disqualifiziert werden. Im Regelwerk des DLV heißt es dazu:
„ 6.2 Jeder Athlet, der während eines Wettbewerbs aus dem Wettkampfbereich heraus Unterstützung leistet oder empfängt (einschließlich nach Regel TR17.14, TR17.15, TR54.10 und TR55.8), muss vom Schiedsrichter verwarnt und darauf hingewiesen werden, dass er im Wiederholungsfall disqualifiziert wird. Anmerkung: In Fällen nach Regel TR6.3.1 oder TR6.3.6 kann eine Disqualifikation ohne Verwarnung ausgesprochen werden.
…
57.8.2 irgendeine Form von Unterstützung, wie Schrittmachen oder Erfrischung außerhalb der offiziellen Hilfe-/Unterstützungsstationen, erhält
…
muss er disqualifiziert werden oder er erhält die Strafe, die nach den spezifischen Rennbestimmungen festgelegt wurde. “
Am Ende war es für uns ohnehin ein Testwettkampf, wo wir wieder etwas dazugelernt haben. In Zukunft werde ich Sven vom Rand der Strecke aus unterstützen, damit er nicht noch mal disqualifiziert wird.
Weblinks
Bertlicher Straßenläufe:
- Offizielle Webseite der Bertlicher Straßenläufe
- Streckenplan aller Strecken
- Bertlicher Straßenläufe in der Wikipedia
Umgebung:
- Informationen zum Kreuz vom Nagelfritz auf der Seite des Heimatverein Polsum e. V.