Manchmal startet man unmotiviert in den Tag und dann dreht sich auf einmal alles um 180 Grad. So ein Tag war heute. So etwas schafft man, wahrscheinlich nur mit dem richtigen Umfeld. Beim Welterbelauf hat sich auch gezeigt, dass wir Läufer zusammenhalten.Welterbelauf Zollverein – Wir Läufer halten zusammen!
Der Tag startete völlig unmotiviert
An diesem Tag haben wir etwas gemacht, was wahrscheinlich die wenigsten Läufer an einem Wettkampftag machen. Wir sind am Morgen vor dem Wettkampf noch eine Runde um den Harkortsee gelaufen. Nach dem Aufstehen habe ich aus dem Fenster geschaut und es regnete in Strömen. Ich habe Sven geschrieben und gefragt, ob wir nicht lieber nur am Abend beim Welterbelauf laufen wollen. Er schrieb mir zurück: Nur die Harten kommen in den Garten. Sven ließ erst gar keine Diskussion aufkommen, also ging es mit dem Zug nach Wetter. In Wetter war der Regen gar nicht mehr so stark, zumindest fühlte es sich nicht unangenehm an.
Wenn ich an die letzten Wochen zurückdenke, hat die schwüle Hitze das Laufen in dieser Zeit doch sehr erschwert. In den Medien habe ich immer wieder Bilder von niedrigen Wasserständen oder gar ausgetrockneten Staueseen gesehen. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, unsere Stauseen so zu sehen. Ich bin für den Regen an diesen Tag ziemlich dankbar und wie man sieht, sollte es sich positiv auswirken.
Um den Harkortsee sind wir im gemütlichen Tempo gelaufen. Zuerst hatte ich gedacht, dass meine Wade das nicht lange mitmacht, aber da habe ich mich getäuscht. Die Wade hat gehalten! Nach dem Lauf hatten wir knapp 10 km auf der Uhr zu stehen. Am Ende gab es an der Promenade noch ein Radler, welches Sven mitgebracht hat. So müssen Läufe sein, völlig entspannt und ohne Druck.
Das dritte Mal in diesem Jahr laufe ich über das Gelände der Zeche Zollverein.
Nach dem Lauf am Harkortsee ging es nach Hause, etwas essen, ein kurzes Nickerchen machen und dann auch schon wieder los. Das Ziel war diesmal wieder Essen und zwar ging es wieder zur Zeche Zollverein. Der Welterbelauf ist bereits der dritte Lauf für mich in diesem Jahr, der über das riesige Gelände der Zeche Zollverein führt. Der Herz-Kreislauf fand hauptsächlich bei Schacht 12 statt, während der VIVAWEST-Marathon ein Stück über das Gelände des UNESCO-Welterbes führte.
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist dieses Gelände optimal zu erreichen. Ich bin diesmal wieder bis zur Haltestelle Zollverein gefahren, wo ich direkt vor Schacht 12 angekommen bin. Als ich dort angekommen bin, war da allerdings nichts los. Das lag daran, dass das Veranstaltungsgelände nicht bei Schacht 12 zu finden war, sondern auf dem Gelände der Kokerei. Da ich aber bei solchen Veranstaltungen immer viel Zeit einplane, störte mich das nicht. Ich habe mir die Zeit genommen und dieses Gelände erkundigt. Ich komme zu solchen Veranstaltungen meist nicht nur wegen des Wettkampfes, sondern auch um etwas Kultur zu erleben.
Tolle und schnelle Strecke über das Gelände der Zeche Zollverein
Als ich auf dem Veranstaltungsgelände des Welterbelaufes angekommen bin, war die Veranstaltung bereits im vollen Gange. Die 5-km-Läufe hatte ich verpasst, aber die Schüler- und Bambiniläufe konnte ich noch miterleben. Die Stimmung auf dem Gelände war großartig. Es gab Waffeln, Getränke und es wurde gegrillt. Für die Läufer gab es leckere Verpflegung und sogar einen Stand für Massagen.
Später kam dann auch Sven dazu und wir haben uns das Gelände gemeinsam angesehen. Vor Ort haben wir auch viele bekannte Gesichter getroffen, die es sich auch nicht nehmen lassen haben, dort zu starten.
Neben dem 10-km-Lauf liefen zeitgleich auch die Staffelläufer. Es ging drei Runden zu je 3,33 km über das Gelände der Zeche Zollverein. Unterwegs gab es sehr viel zu sehen. Die Strecke war überwiegend flach und komplett asphaltiert, sodass man auch schnelle Zeiten laufen kann. Dies und die angenehmen Temperaturen haben bei Sven und mir zu überraschenden Ergebnissen geführt.
Micha und Samuel pushen mich zur Höchstleistung
Nach dem Lauf mit Sven am Harkortsee hatte ich eigentlich gedacht, dass ich den Lauf nicht packe. Weit gefehlt! Direkt nach dem Start hat mich die Musik am Streckenrand gepusht, sodass ich ein hohes Tempo angehen konnte. Nach etwa einem Kilometer musste ich das Tempo etwas reduzieren, war aber trotzdem noch ziemlich schnell unterwegs.
Von hinten schloss Micha langsam zu mir auf. Ich hörte ihn schon, obwohl ich ihn noch gar nicht sehen konnte. Er rief mir zu, dass es gut aussieht. Das gab mir noch mal Extramotivation. Micha unterstütze bei diesem Wettkampf einen befreundeten Läufer, um ihn auf die gewünschte Zielzeit zu bringen. Etwas später liefen wir dann zusammen und er unterstützte seinen Schützling und mich. Als ich etwas später abreißen wollte, hat er mir noch mal zugerufen, dass ich mich zusammenreißen soll. Da wurde wieder mein Kämpferherz geweckt und ich riss mich zusammen. Ich habe die Zähne zusammengebissen egal, wie hart es wurde und blieb dran.
An der Strecke war auch Samuel, er war dort, um seine Leute vom LG Wuppertal zu unterstützen. Immer wenn wir uns auf der Strecke getroffen haben, lief er ein Stück an meiner Seite, um mich zu unterstützen. Kurz vor dem Ziel stand er wieder an der Strecke und zog mich bis zum Ziel. Ich hatte gar keine andere Wahl, als die Zähne zusammenzubeißen und den Lauf bei dem Tempo einfach durchzuziehen. Den letzten Kilometer bin ich sogar in einer Zeit von 4:30 min auf den Kilometer gelaufen. Ohne Samuel hätte ich das wohl nicht geschafft.
Im Ziel stand Sven schon voller Stolz und hat auf mich gewartet. Kurz nach mir kam Kersten, Micha und sein Schützling ins Ziel. Das war so ein schönes Erlebnis und zeigt, wie groß der Zusammenhalt unter uns Läufern ist. Ohne die Unterstützung von Sven, Micha und Samuel hätte ich so eine Leistung an dem Tag nicht geschafft. Ich bin den Dreien für die Unterstützung unglaublich dankbar. 🙏
Meine Wade, die mich beim Bochum Halbmarathon noch zum Gehen gezwungen hat, habe ich gar nicht mehr gemerkt und auch mein Knie habe ich nicht mehr gespürt. Es fühlte sich alles ganz normal an. Dies und die Erfahrungen in diesem Lauf haben mir jetzt einen richtigen Motivationsschub gegeben für die nächsten Läufe. Wenn ich ehrlich bin, war so eine lange Verletzung und die Hitze der letzten Wochen doch schon eine Motivationsbremse gewesen.
Sven gewinnt seine AK
Nach dem Lauf am Morgen gingen wir ohne große Erwartungen nach Essen. Sven hatte sich bei diesem Lauf auch nichts ausgerechnet, denn am nächsten Tag stand früh morgens wieder ein langer Lauf am Kemnader See an. Aber wie es so ist, kommt es anders, als man erwartet. Vielleicht ist es auch gut so, dass man nicht mit allzu großen Erwartungen in das Rennen geht. Sven ist ein Meister des Negativsplits. Wenn er seine Tempoläufe und seine langen Läufe absolviert, läuft er hinten raus immer schneller als zu Anfang. Das sollte ihn in diesem Lauf einen Vorteil verschaffen.
Zu Beginn hat Sven schnell sein Tempo gefunden, welches etwas schneller war, als seine Tempoläufe im Training und um die 4:00 Minuten auf dem Kilometer lagen. Dies hat er eine Zeit lang gehalten. Zur Mitte des Rennens wurde er dann schneller, während er so einige Konkurrenten überholen konnte. Auf den letzten Kilometer hat er dann in einem Schlussspurt auch noch seinen direkten Konkurrenten in seiner Altersklasse eingeholt und konnte sich so den Sieg in seiner Altersklasse sichern.
Der Regen hat die Temperaturen so angenehm abgekühlt, dass an diesem Tag bestes Laufwetter herrschte. Ohne den Regen hätten wir immer noch schwüle Luft und solche Zeiten wären wohl nicht möglich gewesen. Da zeigt sich, dass der Regen, regelmäßiges und Spaß am Training sich ausgezahlt hat. Für seinen Sieg in der Altersklasse hat Sven einen wunderschönen Pokal bekommen, der einen besonderen Platz bei ihm zu Hause bekommen wird.
Weblinks
Links zur Veranstaltung
- www.welterbelauf-zollverein.de – Webseite des Welterbelaufs Zollverein
- LC Stoppenberg e. V. – Der Veranstalter des Welterbelaufs auf Zollverein
- RAG Montan Immobilien GmbH – Premiumpartner der Veranstaltung
- RAG-Stiftung – welche es u. A. sich zur Aufgabe gestellt hat, bei der Beseitigung und Vermeidung von Folgelasten des Steinkohlenbergbaus der RAG für Umwelt und Natur zu unterstützen.
Links zur Zeche Zollverein
- www.zollverein.de – Webseite des UNESCO-Welterbes Zollverein
- Zeche Zollverein – Wikipediaartikel zur Zeche Zollverein
- Kokerei – Wikipediaartikel zur Kokerei auf dem Gelände der Zeche Zollverein